HISTORIE
Die Geschichte des Bratwurst Glöckls
München vor über 120 Jahren: 373 000 Einwohner zählte 1893 die Königliche Haupt- und Residenzstadt Bayerns unter der Regentschaft Prinzregent Luitpolds. Wilhelm von Borscht wurde gerade zum 1. Bürgermeister gewählt, die Innenstadt erstmals von 280 Bogenlampen elektrisch beleuchtet und ein Wunderwerk der Technik, die Donnersberger Brücke, dem Verkehr übergeben.
Es begann eine Zeit, in der München auch auf anderen Gebieten leuchtete, wie Thomas Mann, der im Jahr darauf an die Isar kam, in seiner Erzählung „Gladius Dei“ schrieb: „Die Kunst blüht, die Kunst ist an der Herrschaft, die Kunst streckt ihr rosenumwundenes Szepter über die Stadt hin und lächelt … München leuchtete.“
Die „Sezession“ wurde 1893 gegründet und zeigte in ihrer ersten Ausstellung, zu der Franz von Stuck das Plakat entwarf, die Werke von Lovis Corinth, Gustave Courbet, Max Liebermann und Franz Slevogt, um nur ein paar der damals „Modernen“ zu nennen. Gabriel von Seidl begann mit Hilfe Franz Lenbachs das Künstlerhaus zu bauen, und 1893 ertönte auch erstmals das „Kaim-Orchester“, das 1924 seinen Namen änderte und heute als die „Münchner Philharmoniker“ Weltruhm genießt.
Das „Bratwurst Glöcklein“ in Nürnberg
und das „Nürnberger Bratwurst Glöckl“ in München
Auf das Haus am Frauenplatz Nr. 9 war seit 1796 eine „reale Gerechtsame“ in das Grundbuch eingetragen, worunter man ein Vorrecht für einen Ausschank zu verstehen hat. 1883 ging das Haus in den Besitz der Pschorr-Brauerei über, die darin eine „Wiener Restauration“ eröffnete, die 1893 von Simon Bäumler in Pacht übernommen wurde.
Warum er sein neues Lokal in „Nürnberger Bratwurst Glöckl“ umtaufte, lag zum einen an seiner fränkischen Herkunft, zum anderen dürfte das ihm bestens bekannte „Bratwurst Glöcklein“ in Nürnberg recht gut gegangen sein, sodass er sich durch die Namensverwandtschaft auch ein schönes Geschäft versprach. Vielleicht inspirierte ihn auch die unmittelbare Nachbarschaft zur Frauenkirche, denn das Nürnberger Gasthaus war ja direkt an die Moritzkapelle angebaut.
An einem Mauervorsprung dieser Kapelle, an deren Rückseite sich der Herd für die Bratwurstküche befand, hing eine Glocke, – daher der Name „Bratwurst Glöcklein“. Die Besitzer des Nürnberger Lokals hatten keine Einwände gegen den „Ableger“ in München, und so konnte Bäumler sein Gasthaus unter diesem neuen Namen eröffnen.
1390 – Das Bratwurst Glöckl-Haus: älter als die Frauenkirche
Münchens Bratwurst Glöckl-Haus am Dom gab es schon lange bevor der Grundstein zum Münchner Wahrzeichen am 9. Februar 1468 gelegt wurde: Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1390, als in den Steuerbüchern der Stadt 2250 Hausbesitzer aufgeführt waren und München knapp 13.000 Einwohner zählte.
Handwerker, Maler, Kürschner bewohnten in der Folge das Haus in der damaligen Bäckergasse, das erst 1789 seine heutige Adresse „Frauenplatz“ erhielt. Das Haus veränderte durch die Generationen hinweg oft sein Gesicht: Die älteste Abbildung von 1572 zeigt es in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex, der vom Thiereck-Gässchen bis zur heute nicht mehr vorhandenen Stiftsgasse reicht, mit zwei Giebeln und einem Erkertürmchen. Auf den Zeichnungen von Johann Stimmelmayr um 1800 dagegen erscheint es als eigenes Gebäude mit drei Stockwerken und einer schlichten Fassade und wurde nach seinem damaligen Besitzer das „von Delling-Eckhaus“ genannt. Die ältesten Fotografien um 1900 zeigen das Bratwurst Glöckl-Haus mit einer stuckverzierten Fassade, drei Stockwerken und einem Heiligenbild über dem Eingang: ein freundliches, gemütliches Ambiente.
Bratwurst Glöckl-Gründer Simon Bäumler, ein erfolgreicher Münchner Wirt
Simon Bäumler war für die Münchner kein Unbekannter: 1888 hatte er im neu erbauten Luitpoldblock in der Brienner Straße das ebenfalls bis heute existierende „Café Luitpold“ eröffnet, das in kurzer Zeit ein beliebter Treffpunkt für das elegante München geworden war. Nachdem Bäumler 1896 das Bratwurst Glöckl für 175.000 Mark erworben hatte und er im selben Jahr in der Waltherstraße auch noch eine Fleisch- und Wurstwaren-Fabrikation auf die Beine gestellt hatte, schienen ihm seine Aktivitäten doch etwas über den Kopf zu wachsen.
1896 – Das Bratwurst Glöckl als Hochzeitsgeschenk
Um sich Luft zu verschaffen, verschenkte Bäumler sein Bratwurst Glöckl! Natürlich nicht an irgendjemanden, sondern als Hochzeitsgeschenk an seine Tochter Babette (1877–1924), die 1896 den aus Ochsenfurt stammenden Georg Zehnter (1869–1922) geheiratet hatte.
1924 – Der Wirt Karl Zehnter und sein mysteriöser Tod
Nachdem Georg Zehnter 1922 und seine Frau Babette am 18. März 1924 verstorben waren, übernahm der damals 24-jährige Sohn Karl Zehnter als neuer Wirt das Bratwurst Glöckl. Ein Stammtisch, an dem von 1924 bis 1934 SA-Chef Ernst Röhm häufig anzutreffen war, dürfte dem jungen Wirt zum Verhängnis geworden sein: Am 30. Juni 1934 wurde er unmittelbar nach der Verhaftung Röhms festgenommen und wenige Stunden später bei Dachau tot aufgefunden. Die Umstände seines Todes und die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt.
1934 – Die neuen Erben: Margarethe und Käthe Zehnter
Nun ging das Erbe an die beiden Töchter, wobei die mit Franz Beck verheiratete Margarethe Zehnter (1897-1954) als stille Teilhaberin fungierte und die mit Dr. Eduard Staub verheiratete Käthe Zehnter (1903-1977) als neue Wirtsleute das Bratwurst Glöckl weiterführten.
1948 – Wiederaufbau des Bratwurst Glöckls
Nach der Währungsreform im Oktober 1948 begannen Dr. Eduard und Käthe Staub mit dem Wiederaufbau, doch trotz größter finanzieller Anstrengungen ließ sich das Haus nicht in seiner vorherigen Größe errichten. Es wurde jetzt ein Stockwerk kleiner, dafür legten die Wirtsleute mehr Wert auf die Innenausstattung und konnten fast detailgenau den ursprünglichen Charakter der Gasträume rekonstruieren.
1949 – Neueröffnung des Bratwurst Glöckls
Am 27. Juni 1949 war der Kraftakt geschafft und im neuen Bratwurst Glöckl feierte man mit Oberbürgermeister Thomas Wimmer, den Handwerkern und Nachbarn die gelungene Wiedereröffnung.
1977 – Ilse und Gerhard Beck übernehmen das Bratwurst Glöckl
Nach dem Tod von Dr. Eduard Staub 1956 und seiner Frau Käthe 1977 blieb das Bratwurst Glöckl weiterhin im Besitz der Familie: Nun ging das Erbe an die Kinder der damaligen stillen Teilhaberin Margarethe Zehnter, die mit Franz Beck verheiratet war: an Ilse und Gerhard Beck.
1989
Gerhard Beck und seine Kinder Christine und Michael führen das Bratwurst Glöckl weiter
1993
100 Jahre sind seit der Gründung des Bratwurst Glöckl vergangen und nach wie vor befindet es sich in Familienbesitz.
1994 – Hohe Auszeichnung für einen jungen Wirt
Ca. 700 Kandidaten aus ganz Deutschland standen zur Wahl, und die 9-köpfige Fachjury hatte sicher eine schwere Aufgabe, den „Wirt des Jahres 1994“ zu wählen. Schließlich entschieden sie sich für Michael Beck, den Wirt des Bratwurst Glöckl und verliehen ihm eine Auszeichnung, auf die man zu Recht ein wenig stolz sein kann.
1996 – Michael Beck ist alleiniger Geschäftsführer
Im November 1996 scheiden seine Schwester Christine und sein Vater aus der Geschäftsführung aus, und Michael Beck übernimmt die Leitung des Betriebs. Noch in diesem Jahr beginnt er mit dem Umbau der Küche, plant den Ausbau des Glöckl und eröffnet den neuen Biergarten, der mit dem Ausschank von Augustiner Bier eingeweiht wird.
1997 – Das Bratwurst Glöckl baut um
Weil immer mehr Gäste ins Glöckl strömten, wurde die nötige Vergrößerung jetzt in Angriff genommen. Im November 1997 war es dann soweit. Der erste Stock wurde umgebaut. Ganz im Stil des unteren Gastraumes entstanden in Rekordzeit zwei urige Stuben, die über einen eigenen Bierausschank verfügen. Durch dieses Mehr an gemütlicher Fläche findet man jetzt schon leichter einen Platz im Bratwurst Glöckl. Außerdem eignen sich die beiden Stuben hervorragend für Privat- oder Firmenfeiern von 15 bis zu 170 Personen.
2003 – Bratwurstglöckl unter neuer Leitung
Die Augustiner Brauerei München übernimmt das Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom.
Seit 2006 wird das Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom von Herrn Jürgen Morawek und Herrn Mencner geführt.
Diese haben am 01.01.2009 das Bratwurst-Glöckl als neue Pächter übernommen.
2018 - Bratwurstglöckl feiert 125 Jahre
So modern kann Tradition sein. München halt.
Das Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom, das vor einiger Zeit sein 125-jähriges Jubiläum feierte, ist ein wunderbares Münchner Beispiel dafür, wie lebendig und modern Tradition sein kann.
Kontakt
Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom
Morawek Gastronomie GmbH
Frauenplatz 9
80331 München
Telefon: +49 (0)89 – 29 19 45 – 0
Telefax: +49 (0)89 – 29 04 736
E-Mail: info@bratwurst-gloeckl.de
anfahrt
Anfahrt über die Öffentlichen:
Mit der U3, U6 oder den S-Bahnlinien S1–8 zum Marienplatz. Von dort erreichen Sie das Bratwurst Glöckl in nur 2 Gehminuten!